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20.11.2019

Wie sind Windenergie und Welterbeschutz vereinbar?

Die monumentalen Energielandschaften der Industrialisierung mit rauchenden Schloten und gewaltigen Abraumbaggern haben in Deutschland langsam ausgedient: Im Gegensatz zur Verdrängung von Landschaften und ganzen Dörfern durch diese zentralen Energiegiganten sind die Produktionsstätten der erneuerbaren Energien dezentral. Diese nähern sich dabei zusehends Wohngebieten, erstrecken sich weithin sichtbar über Hügellandschaften, erobern Dächer, dringen in Wälder ein und dominieren die Kulturlandschaft mit technischem Gerät.

Nicht zuletzt deswegen sind die Planungen von Windenergieanlagen in der Nähe von UNESCO-Welterbestätten eine heikle Angelegenheit. Im Zuge des Ausbaus der erneuerbaren Energien kommt es bei den Akteuren immer wieder zu Diskussionen darüber, wann geplante Windenergieanlagen zu Beeinträchtigungen von Stätten des UNESCO-Welterbes führen können. Kritische Stimmen sagen, Windparks würden Landschaften in der Nähe von Welterbe so stark technisch überformen, dass sie ihren einzigartigen Charakter verlören und ihr Status als Welterbe in Gefahr geriete.


Theorie und Praxis


Deutschland hat sich sowohl dem Welterbe- als auch dem Klimaschutz verpflichtet. Beide Ziele sind miteinander vereinbar und zu erreichen, wenn sie in der Praxis erfolgreich austariert werden. Damit das gelingt müssen die beteiligten Akteure die Möglichkeit bekommen, ihre Kritik und Bedürfnisse zu äußern, und gehört zu werden. Derzeit empfinden die Betroffenen aller Akteursgruppen, wie beispielsweise Naturschutz und Denkmalpflegeverbände, Projektierer und Behörden, die Prozesse, die zur Klärung der Verträglichkeit von Anlagen führen sollen, als unbefriedigend und sehen Verbesserungsbedarf. Auch die Deutsche UNESCO-Kommission beobachtet zunehmend die Eskalation von Konflikten in der Nähe verschiedener Welterbestätten.

Für einen konstruktiven und fachlichen Austausch der Akteure und für die Entwicklung von praxisnahen Lösungsansätzen braucht es einen angemessenen Rahmen. Diesen bildete der Fachdialog des Kompetenzzentrums Naturschutz und Energiewende (KNE) zur „Energiewende in der Nähe von UNESCO-Welterbe“.


Das KNE bittet zu Tisch


Das KNE nahm sich des Themas an und tauschte sich mit den unterschiedlichen Akteuren im Vorfeld aus. In den Gesprächen zeigte sich, dass Konflikte insbesondere bezüglich der Bewertung von Ansprüchen der Welterbestätten und deren eventueller Beeinträchtigung durch Windenergieanlagen entstehen. Akteure des Welterbes berichteten von Fällen, in denen geplante Windenergieanlagen eine Welterbestätte in ihrer visuellen Integrität – also optischen Originalität und Unversehrtheit – bedroht hätten, und die aus ihrer Sicht deshalb keine Genehmigung erhalten dürften. Akteure der Windenergie äußersten in Vorgesprächen erhebliche Unzufriedenheit wegen aus ihrer Sicht übersteigerter Schutzanforderungen bezüglich der Umgebung von Welterbestätten. Alle Akteure begrüßten den Vorschlag des KNE, einen Fachdialog einzurichten.

Recherchen des KNE ergaben außerdem, dass es in den letzten Jahren mindestens an fünfzehn deutschen Welterbestätten zu Auseinandersetzungen bezüglich etwaiger Beeinträchtigungen durch Vorhaben der Windenenergienutzung gekommen war.


Empfehlungen des KNE-Fachdialogs


Wie funktionieren Windenergieplanung und Welterbeschutz? Wie lassen sich Kommunikationsstrukturen verbessern? Wie lässt sich die Qualität von Visualisierungen von Windenergieanlagen sicherstellen?

Die Teilnehmenden des KNE-Fachdialogs waren sich einig: Windenergie und UNESCO-Welterbe sind bei guter Planung und angemessenen Verfahren vereinbar. Um dafür die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, sprachen sie schließlich drei gemeinsame Empfehlungen aus:



1. Eine gute Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren.

2. Klarere Aussagen dazu, welche wertgebenden Aspekte und Strukturen die jeweilige Welterbestätte eigentlich ausmachen.

3. Die Entwicklung von Standards für sachgemäße Visualisierungen von Windenergieanlagen – also eine realistische Simulation von Windenergieanlagen in der Landschaft unter Einbezug der betroffenen Welterbestätte.


Zusammengefasst in einer Publikation und einem Video


Welche Akteure genau sich dazu austauschten, welche Themen im Detail diskutiert wurden und was die ausführlichen Empfehlungen schließlich umfassen, hat das KNE in der Publikation Empfehlungen zur Vereinbarkeit von Windenergieausbau und UNESCO-Welterbestätten in Deutschland veröffentlicht.



Wer es in visueller Kompaktheit mag, dem sei das KNE-Video „Vereinbarkeit von Windenergieausbau und UNESCO-Welterbestätten“ empfohlen, das ab dem 27.11.2019 hier veröffentlicht wird. Das Anliegen des Fachdialogs und die Empfehlungen werden in dem Video anschaulich vorgestellt.


Zur Website des KNE

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