Maja Brandt ist in der Umweltstiftung Michael Otto für den Bereich Dialog zuständig. In diesem Interview stellen wir Maja, ihren Werdegang und was sie motiviert etwas persönlicher vor.
Maja, du hast Politikwissenschaften in Regensburg und Hamburg studiert, du kennst dich mit der Politik der Europäischen Union ebenso aus wie mit regionalen Dialogforen und hast eine besondere Liebe zur Stadt Hamburg. Was hat dich auf deinen Weg gebracht, im Umweltschutz tätig zu werden?
Mein Studium hat mein Interesse an politischen Entscheidungsprozessen und Gesetzgebungsverfahren geweckt. Der gesellschaftliche Dialog ist hier ein wichtiges demokratisches Element. Zudem hat mich das Konzept eines lösungsorientierten Diskurses von divergenten Interessengruppen dann auch beruflich geprägt. Den Natur- und Umweltschutz halte ich für grundlegend relevant und heute wichtiger denn je. Ich möchte, dass mein Sohn in einer gerechten und nachhaltigen Welt aufwächst. Daher möchte ich meine Kompetenzen dort einzusetzen, wo es sinnvoll ist und durch meine Aufgabe bei der Umweltstiftung Michael Otto habe ich die Gelegenheit.
Wie ging es zunächst nach deinem Studium weiter?
Ich wollte in einem gesellschaftlichen Bereich etwas positiv bewirken. Noch während meines Studiums habe ich in Südafrika ein freiwilliges Praktikum in einer Menschrechtsorganisation gemacht, die pro Bono Rechtsberatung anbot. Nach dem Studium bin ich zunächst für einige Zeit nach Brüssel gegangen und habe dort für einige Monate im Europäischen Parlament für eine Abgeordnete arbeiten können. Ich habe in beiden Fällen sehr viel gelernt und interessante und engagierte Menschen getroffen, die mich inspiriert haben.
Welche Erfahrungen hast du aus diesen beiden Stationen mitgenommen?
Eine, in der Organisation in Südafrika tätige Anwältin, hat mich besonders beeindruckt. Sie wuchs während der Zeit des Apartheid-Regimes in den Townships Kapstadts auf und berichtete von Nelson Mandelas Rede, die er hielt, nachdem er nach 27 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wurde. Sie stellte sich der Frage, ob und wie sie Mandelas Aufforderung folgen könnte, das Land friedlich und mit gegenseitigem Respekt zu einem gerechteren für alle zu machen. Ihre Antwort: Sie setzte sich als Anwältin für Menschenrechte in Südafrika ein. In Brüssel habe ich wiederum sehr engagierte und überzeugte Politiker und Europäer getroffen, die mit Herz und Seele an die Idee eines miteinander verbundenen, vielfältigen, friedlichen Europas glauben und sich Tag für Tag dafür einsetzen. Ich denke, auch mit Blick auf die gegenwärtige Herausforderung der sozial-ökologischen Transformation stellen sich viele die Frage, wie ein individueller Beitrag aussehen kann.
Was hat dich letztlich zur UMO geführt?
Nach einigen beruflichen Stationen im Vorfeld haben mich an der UMO besonders ihre Ziele im Umwelt- und Naturschutz und ihre prozessgestaltende Rolle interessiert. Die Stiftung bietet Interessengruppen, die sonst wenig oder gar nicht miteinander reden, die Möglichkeit in einen gemeinsamen lösungsorientierten Dialog zu treten, mit dem Anspruch, in der Praxis mehr für den Umwelt- und Klimaschutz zu erreichen. Es kann sehr schwer sein, für divergente Interessengruppen Argumente auszutauschen und einen gemeinsamen Weg zu finden, insbesondere wenn beide Seiten aus ihrer Sicht gute Gründe für ihr Handeln haben. Dann lassen sich Ziele oftmals nur sehr langfristig erreichen. Schneller kann es aber gehen, wenn ein Konsens gefunden wird. Einen dafür lösungsorientierten Dialog zu initiieren und zu begleiten, finde ich eine anspruchsvolle und erfüllende Aufgabe.
Was braucht es, um Dialoge gut gestalten zu können?
Man/Frau muss natürlich für seine Position einstehen. Gleichzeitig ist die grundsätzliche Bereitschaft, in einen respektvollen Austausch mit seinem Gegenüber zu treten wichtig und die Neugier, ggf. neue Wege zu gehen, um zum Ziel zu kommen. Es ist zudem wichtig, wirklich das Ziel zu haben, im Dialog Lösungen zu finden. Immer nur in der Opposition zu sein, ist zu einfach und gerade, wenn es um den Umwelt- und Naturschutz geht, ist stakeholder-übergreifendes Handeln dringend notwendig, denn uns läuft die Zeit davon.
Wie geht es für dich persönlich weiter?
Nach dem das Jahr 2020 pandemiebedingt für den Dialogbereich und die verbundenen Foren sehr ungewöhnlich war, hoffe ich, dass wir bald wieder im „wirklichen Leben“ aufeinandertreffen können. Tatsächlich lässt es sich, so meine Erfahrung aus 2020, dann noch besser und durchdringender diskutieren, nach Lösungen suchen und Handlungsoptionen entwickeln.
Vielen Dank, dass wir dich ein wenig kennenlernen durften, Maja!