Insekten sind ein wichtiger Teil unserer Nahrungskette. Laut dem amerikanischen Insektenforscher Edward Wilson geht ein Drittel aller Lebensmittel auf ihre Bestäubung zurück. Doch die Sechsbeiner verschwinden. Das bedeutet, die Zahl der Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer und Schwebfliegen wird immer geringer. Vor über einem Jahr haben deutsche, niederländische und britische Wissenschaftler die sogenannte Krefelder Studie veröffentlicht. Sie belegt, dass die Masse der Insekten seit 1989 in weiten Teilen Deutschlands um durchschnittlich 76 Prozent zurückgegangen ist. Auch die Zahlen der Vögel, Pflanzen und Amphibien sinken seit geraumer Zeit dramatisch. Was hat das alles mit Kooperationen zu tun? Um unsere Artenvielfalt zu erhalten sind Kooperationen von entscheidender Bedeutung. Denn Kooperationen schaffen Synergien und sorgen dafür, dass Prozesse beschleunigt werden. Zudem schaffen sie Verständnis für andere Sichtweisen. So ermöglicht der Diskurs zwischen den kooperierenden gesellschaftlichen Akteuren wirkungsvolle Lösungen für den Schutz der Natur.
Vier Erfolgsfaktoren
Kooperationen sind der Schlüssel zum Erfolg, wenn bestimmte Faktoren Berücksichtigung finden. Vertrauen und Akzeptanz sind die grundlegenden Voraussetzungen für eine gelungene Kooperation. Und eine transparente Kommunikation ist ein wesentlicher Baustein, damit sich die Partner gegenseitig vertrauen. Sibylle Duncker, Projektleiterin F.R.A.N.Z. von der Umweltstiftung Michael Otto, stellte auf dem Tag der Insekten am 21. März in Berlin vier entscheidende Erfolgsfaktoren für eine gelungene Kooperation vor:
1. konkrete und verbindliche Spielregeln zur Förderung der gemeinsamen Vertrauensbasis
2. ein gemeinsames Ziel, das die Kooperationspartner verfolgen
3. ein Dialog auf Augenhöhe, der mit gegenseitigem Respekt geführt wird
4. ein einheitlicher Außenauftritt: die Partner sprechen mit einer Stimme
Wer diese Erfolgsfaktoren berücksichtigt, kann innovative und zukunftsweisende Lösungen zum Schutz und Erhalt unserer Natur finden, die von allen relevanten Stakeholdern getragen werden. Erfolgreiche Kooperationen bilden oft die Keimzelle für weitere, größere Allianzen, um ein neues Denken und Handeln für den Naturschutz zu erzeugen.
Dialogprojekt F.R.A.N.Z. setzt auf Kooperation
Wie Kooperationen für Insekten- und Naturschutz gelingen können zeigt F.R.A.N.Z. Das von der Umweltstiftung Michael Otto ins Leben gerufene und gemeinsam mit dem Deutschen Bauernverband durchgeführte Dialog- und Demonstrationsprojekt, beschreitet neue Wege in der Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Die Kooperationspartner verfolgen gemeinsam das Ziel, die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft zu fördern. Unter Berücksichtigung der ökologischen Wirksamkeit, der Praktikabilität und der Rentabilität planen und erproben Landwirte, Wissenschaftler und Betriebsberater biodiversitätsfördernde Maßnahmen auf zehn konventionellen landwirtschaftlichen Demonstrationsbetrieben. So können sowohl die naturschutzfachlichen und wirtschaftlichen Aspekte als auch die regionalen Besonderheiten bei der Anlage der Naturschutzmaßnahmen berücksichtigt werden.
Ein Tropfen auf den heißen Stein?
Ziel von F.R.A.N.Z. ist es, mittel- und langfristig möglichst viele landwirtschaftlichen Betriebe für die Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss geklärt werden, was aus Sicht der Landwirte für oder gegen die Umsetzung solcher Maßnahmen spricht. Die vom Thünen-Institut für Ländliche Räume erarbeitete „F.R.A.N.Z.-Studie - Hindernisse und Perspektiven für mehr Biodiversität in der Agrarlandschaft“ liefert wichtige Erkenntnisse und Ansatzpunkte, die über die Umsetzung von Maßnahmen im Rahmen von Agrarumweltprogrammen entscheiden. F.R.A.N.Z. gibt somit richtungsweisende Impulse für politische und ordnungsrechtliche Veränderungen, um die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft zu erhalten und zu fördern. Der kooperative Ansatz des Projektes ist hierbei von zentraler Bedeutung.