Biodiversität praxistauglich und mit angemessener Honorierung in die Fläche bringen
Die Schirmherrin und der Schirmherr des F.R.A.N.Z.-Projektes, Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, besuchten den F.R.A.N.Z.-Demonstrationsbetrieb von Landwirt Peter Kaim im brandenburgischen Havelland. Auf rund zehn Prozent seines 720 ha großen Betriebs setzt der Landwirt seit 2017 biodiversitätsfördernde Maßnahmen um und schafft damit auf mehr als 60 Hektar Lebensräume für Insekten, Feldvögel und andere wildlebende Tiere. Im Rahmen des Besuchs besichtigten Lemke und Özdemir auch F.R.A.N.Z.-Maßnahmen wie etwa den „Insektenwall“, „Brache“ und „blühendes Vorgewende“. Diese Naturschutzmaßnahmen fördern alle im Projekt untersuchten Organismengruppen, von Bestäubern und anderen Insekten bis hin zu Feldvögeln, wie Braunkehlchen und Neuntöter, sowie Feldhasen. Die Maßnahmen erzielen damit sehr gute ökologische Ergebnisse, etwa durch bis zu 10-fachen Feldvogelsichtungen auf Blühstreifen und doppelt so vielen Ackerwildkräutern auf Brachflächen.
Claudia Bühler, Vorständin der Umweltstiftung Michael Otto, betont: „F.R.A.N.Z. hat gezeigt, dass wenn Naturschutz, Wissenschaft und Landwirtschaft gemeinsam nach Lösungen suchen, vielversprechende Ergebnisse für die Förderung der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft erzielt werden können. Nach sieben Jahren steht ein Portfolio ökologisch wirksamer Maßnahmen zur Verfügung. Jetzt ist die Politik gefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen für eine Übertragung in die Breite zu schaffen.“
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, hebt das starke Engagement der Landwirtinnen und Landwirte im Bereich der Biodiversitätsförderung hervor: „Wir Landwirte sind weiterhin bereit, unseren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten. Wichtig hierbei sind aber die politischen Rahmenbedingungen, mehr Flexibilität bei der Umsetzung und der Abbau von praxisfernen Auflagen. Biodiversität muss für die Betriebe ein Betriebszweig werden können, eine tragfähige Honorierung der erbrachten Leistungen und eine praxistaugliche Ausgestaltung sind Voraussetzungen für Akzeptanz und Erfolg der Biodiversitätsmaßnahmen.“
Bundesumweltministerin Steffi Lemke ergänzt: „Die F.R.A.N.Z.-Demonstrationsbetriebe zeigen, wie eine Kooperation von Naturschutz und Landwirtschaft gelingen kann. Nur gemeinsam kann das funktionieren, denn Landwirtschaft und Umwelt sind zwei Seiten derselben Medaille. Das massenhafte Artenaussterben muss gebremst werden, damit das ökologische Gleichgewicht erhalten bleibt und die Artenvielfalt auch Garant ist für gesunde und vielfältige Agrarprodukte. Die Bäuerinnen und Bauern sind auf eine intakte Natur und wir auf die Landwirtschaft angewiesen.“
Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir betont: „Wenn wir auch in 20, 30 oder 50 Jahren gute Ernten haben wollen, brauchen wir eine reiche Artenvielfalt als festes Fundament. Gesunde Ressourcen als Grundlage für ein gutes Leben müssen Priorität haben – auch und gerade in Zeiten von Krisen. Wir unterstützen die Landwirtinnen und Landwirte dabei, dass gute Einkommen und der Schutz der Biodiversität Hand in Hand gehen können. Dafür investieren wir in die Forschung zum Nutzen der Landwirtschaft, fördern den Wissenstransfer und praxisnahe Modell-Projekte wie F.R.A.N.Z. Artenschutz muss sich stärker lohnen und in die Breite kommen – so wie es auch der breite, einhellige Konsens in der Zukunftskommission Landwirtschaft ist. Ertragssteigerung um jeden Preis und auf Kosten unserer Natur sind der falsche Weg. Ich setze mich deshalb bei der EU-Agrarförderung für eine Stärkung des Prinzips ‚öffentliches Geld für öffentliche Leistungen‘ ein.“
F.R.A.N.Z.-Maßnahmenzielen darauf ab, Naturschutzmaßnahmen neben der ökologischen Wirksamkeit auch praxistauglich auszurichten. Das heißt, Naturschutzmaßnahmen lassen sich gut in die betrieblichen Abläufe integrieren. Die Landwirte in dem Projekt werden eng durch Forschung und Betriebsberatung begleitet. Seit Beginn der dritten Förderphase in 2023 hat F.R.A.N.Z. sich verstärkt zur Aufgabe gemacht, die biodiversitätsfördernden Maßnahmen in die breite Umsetzung zu tragen. Besonders wichtig sind hierbei die passenden Rahmenbedingungen, die dafür von der Politikgeschaffen werden müssten.