Die 16. Hamburger Gespräche für Naturschutz widmeten sich den Chancen und Grenzen der Bioökonomie. Die Teilnehmer aus Naturschutz, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft erörterten gemeinsam im November 2019 wie die Bioökonomie helfen kann die begrenzten biologischen Ressourcen nachhaltig zu nutzen.
In Zeiten des Klimawandels, einer wachsenden Weltbevölkerung und eines dramatischen Rückgangs der Artenvielfalt bietet die Bioökonomie vielfältige Chancen und Potenziale, indem beispielsweise Rohstoffe effizienter genutzt und der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert werden können. Langfristiges Ziel der Bioökonomie ist eine Kreislaufwirtschaft, in der Materialien mehrfach verwendet und möglichst wenig bis keine Abfälle produziert werden. „Für die Entwicklung eines bioökonomischen Marktes sind Innovationen und Forschung eine wichtige Voraussetzung“, betonte Dr. Michael Otto, Gründer der Umweltstiftung und Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group, bei den Hamburger Gesprächen. Die in der Wirtschaft vorhandenen Potenziale sieht er durch fehlende politische Rahmenbedingungen bisher allerdings nur unzureichend ausgeschöpft und fordert, dass umwelt- und klimafreundliches Investitions- und Konsumverhalten durch die Rahmenbedingungen stärker als bisher angeregt und gefördert wird.
Dem stimmten auch die anderen Teilnehmer des Symposiums zu – wie beispielsweise Christiane Grefe, Buchautorin und Journalistin, Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin von Hamburg, Maritta Koch-Weser, Präsidentin von Earth3000, der Chemiker und Umweltpreisträger Dr. Hermann Fischer sowie Dr. Steffi Ober vom NABU. Sie alle betonten die Relevanz und das Potenzial einer biobasierten Wirtschaft für die Zukunftsfähigkeit unserer Erde, verwiesen gleichzeitig jedoch auch auf die Risiken, die Bioökonomie mit sich bringen kann, wenn sie nur als eine technologische, auf Wachstum zielende Substitutions- und Effizienz-Revolution verstanden wird, wie etwa neue Flächenkonkurrenzen oder riskante (Gen-)Technologien. Deshalb sei es wichtig, das Thema gesamtheitlich zu betrachten und die Grenzen der Natur mit ihren biologischen Ressourcen zu beachten. Am Ende sei es wichtig Industrie, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen in der Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft einzubinden.
Als Fazit lässt sich festhalten: Die Bioökonomie als Wirtschaft auf der Grundlage neuer biologischer Kenntnisse, Verfahren und Produkte ist eine Chance, wenn sich ihre Protagonisten aufmerksam für mögliche Risiken von den Prinzipien und Erfindungen der Natur faszinieren lassen, den Abschied von fossilen Energien beschleunigen, die biologische Vielfalt als Grundprinzip der Landnutzung fördern und sich an den natürlichen Stoffströmen und Kreisläufen orientieren. Auch vor dem Hintergrund, dass die Bioökonomie Thema des Wissenschaftsjahres 2020 ist, haben die 16. Hamburger Gespräche für Naturschutz gezeigt, dass ein Dialog und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Naturschutz, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft dringend notwendig ist, um die Bioökonomie als eine Ökonomie mit Respekt für die Grenzen biologischer Systeme voranzutreiben. Der Dialog ist ein wichtiger Schritt, um tatsächlich vom Wissen zum Handeln zu kommen.
Mehr zum Thema Bioökonomie gibt es in einem Podcast von NDR Info mit dem Titel „Bioökonomie - Irrweg oder Chance".
Der Podcast zum Nachhören finden sie hier.